Gute Texte schreiben – 51 Schreib-Tipps
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Gute Texte zu schreiben hat erst einmal nichts mit Grammatik zu tun, sondern mit Stilistik und Strategie. Stilistik wird z. B. in Deutschland so gut wie gar nicht mehr gelehrt. Oder einfach ignoriert. Viele Germanisten denken aber heute noch, dass Goethes Schreibstil für uns wegweisend sein sollte. Das führt dann nur leider zu unleserlichen Texten, die
kaum einer versteht. Viele gute Stilistik-Handbücher kommen daher eher aus dem englischsprachigen Ausland. Empfehlenswert sind aber die Bücher von Wolf Schneider mit seiner Stilistikreihe „Deutsch für Profis …“ oder „Deutsch für Kenner“ oder „Speak German!“ Wenn man diese gelesen hat, sollte man schon etwas gelernt haben.
Was haben gute Texte mit Stilistik zu tun?
Ein guter „Verkäufer“ ist nicht deshalb gut, weil er ein tolles Produkt hat, sondern weil er jeden Artikel verkaufen kann. Und das liegt an der Art, wie der Verkäufer das macht: wie er spricht, wie er Dinge erklärt, wier auf die Menschen zugeht usw.
Was haben gute Texte mit Strategie zu tun?
Jeder Text folgt einem Ziel: Man möchte informieren, aufklären, verkaufen, Emotionen wecken usw. Einfach nur Text zu schreiben, führt zu nichts. Man muss sich vorher immer genau überlegen, was man erreichen möchte und wie man das am besten angeht.
Die wichtigsten Schreibregeln für gute Texte haben wir über die Jahre gesammelt:
- Erweitere Deinen Vokabelschatz: Synonyme sind wichtig und beleben jeden Text. Wer ständig die gleichen Wörter wiederholt, wirkt schnell einfältig. Gute Texte sind deshalb auch variantenreich.
- Setze einen Ton und halte ihn aufrecht: Gute Texte haben einen Ton, z. B. sachlich, neutral, emotional usw. Dieser sollte sich im Text nicht plötzlich ändern.
- Nutze die Pyramidenkonstruktion: Das wichtigste sollte immer zuerst gesagt werden, dann das weniger wichtige usw. Das gilt vor allem für Sätze. Inhalte, die in Nebensätzen stehen, sollten auch später kommen und nicht am Anfang stehen.
- Benutze „Topic Sentences“: Das ist der erste Satz in einem neuen Abschnitt. Er definiert den Gedanken und gibt dem Text ein Thema.
- Schreibe kurze Absätze: Je kürzer desto besser. Sprachforscher haben herausgefunden, dass Menschen nach siebenWörtern wieder anfangen die ersten zu vergessen.
- Benutze „Brücken-Wörter“: Das sind Wörter, die in einem Abschnitt vorkommen und später wiederholt werden. Der Leser erkennt diese wieder und erinnert sich an das vorher gesagte. Verwendet man stattdessen andere Begriffe verwässert das Gesagte.
- Vermeide Schwätzigkeit (Wordiness): z. B. kleine Kätzchen; im Mai während des Frühlings, während der Zeitperiode etc.
- Benutze lieber kurze als lange Wörter
- Gib dem Geschriebenen Einheit: Hier könnte man viel dazu sagen. Nur so viel: Texte sollten in sich geschlossen sein, d. h. einen Anfang, eine Mitte und ein Ende haben (vereinfacht gesagt).
- Lesen Sie die Texte laut: Sobald man sich seine eigene Texte vorliest, merkt man, ob diese auch gut zu lesen sind.
- Variiere Textlänge und -aufbau: Immer die gleiche Textlänge wirkt monoton.
- Show, don’t tell: Nicht erzählen, dass etwas so ist wie es ist, sondern es aufzeigen. Zum Beispiel: Nicht schreiben, dass jemande wütend ist, sondern die körperlichen Reaktionen zeigen.
- Benutze konkrete Wörter: Je konkreter wir Dinge benenen können, desto besser ist es, z. B. „Handwerker“ statt einfach nur „Mann“.
- Meide Fremdwörter: Vor allem meide Fremdwörter, die keiner kennt. Klar, Sie sind superklug, aber man sollte in Texten damit nicht prahlen.
- Schreibe aktive statt passive Sätze: Besser sind Sätze wie: „Er aß in der Küche.“ statt „In der Küche wurde gegessen“.
- Nutze aktive Verben: Statt „war“ und „hatte“ permanent zu benutzen, wählt man besser Wörter, die ein Tun ausdrücken. Statt: „Er hatte ein gelbes Auto.“ lieber „Er besaß ein gelbes Auto.“
- Schreibe positiv: Das heißt nicht, dass Sie nur optimistische Texte schreiben sollten. Sie sollten nur nicht alles „verneinen“. Statt: „Er hatte kein gutes Bauchgefühl.“ Lieber: „Er hatte ein schlechtes Bauchgefühl.“ (ohne die Verneinung)
- Setze ausdrucksstarke Worte an das Ende eines Satzes
- Benutze Humor
- Zeige menschliche Gefühle: Gute Texte, die berühren, zeigen menschliche Gefühle.
- Vermeide Jargon
- Vermeide Klischees
- Verurteile deine Charaktere nicht: Das gilt vor allem für Autoren. Auch wenn Dein Charakter ein Ar*** ist, solltest Du ihn nicht als solchen behandeln.
- Spiel keine Wortspiele, keine Gimmicks!
- Werfe unnötige Worte raus, vermeide Adjetive und Adverben: Viele „nochs“ und „auchs“ sind unnötig.
- Erkläre nicht alles
- Bleibe selbst im Hintergrund: Damit ist der Autor und seine persönliche Meinung gemeint. Gilt nicht bei Kommentaren.
- Vermeide Qualifiers: groß, klein, dick, dünn etc.
- Phrasen vermeiden: Zum Beispiel: Aus diesem Grund oder Sie haben die Möglichkeit
- Die Zeit beibehalten: Schreiben wir in der Gegenwarts- oder Vergangenheitsform.
- Die Perspektive beibehalten: Aus welcher Perspektive schreiben wir? Nicht wechseln!
- Subjekt – Verb – Objekt: Eine alte Schreibregel aus der Grundschule: „Ich möchte einen Hund.“ Immer noch besser als: „Einen Hund möchte ich.“ Vor allem bei längeren Schachtelsätzen sollte man daran denken.
- Keine Schachtelsätze: Schachtel- und Nebensätze sollten in kleine appetiliche Sätze heruntergebrochen werden. Die Leser werden es einem danken.
- Fasse dich kurz, komm auf den Punkt und liebe deinen Leser: Du schreibst für Menschen! Verschwende nicht deren Zeit!
- Schreibe für die Ohren: Auch wenn die Texte vorgelesen werden, sollten sie noch gut klingen. Außerdem hört man die Worte in seinen Gedanken.
- Nicht länger als 3 Sekunden: Nach 3 Sekunden kann der Leser dem Vorhererzählten nicht mehr folgen. Also, kurze Sätze.
- Folgelogik: Logische Sätze: 1. Das Wichtige, 2. das Zweitwichtigste: Besser ist: „Der Mann ging zum Fenster, schaute heraus und sah die Vögel am Himmel.“ Schlechter: „Am Himmel flogen die Vögel. Als der Mann zum Fenster ging, sah er sie.“
- Wörter mit vielen farblosen E vermeiden: Auch die Vokale spielen eine Rolle. Vergleicht man z. B. eine intalienische Oper mit einer deutschen, wird einem das bei den Sängern sofort bewusst. Aber auch bei geschriebenen Texten spielt der Tonlaut der Vokale eine Rolle. Das „E“ ist hierbei der Verlierer. Es klingt meist dumpf und unterdrückt, während alle anderen Vokale wesentlich heller und somit besser klingen.
- Variation in der Satzmelodie: Man sollte Sätze wie Liedtexte lesen und sich bewusst machen, dass sie auch „klingen“. Variantenreiche Sätze klingen deshalb auch besser als gleichförmige Satzkonstrukte.
- Wenige Metaphern verwenden, keine zu abstrakten, nur passende: Metaphern sind schön, aber meist auch nur dann, wenn sie auch passen.
- Bildlich schreiben: Gute Texte erzeugen Bilder im Kopf des Lesers. Deshalb müssen Texte so geschrieben sein, dass sie nicht abstrakt sind, sondern auch Bilder erzeugen können.
- Nur das aufgreifen, was auch später verwendet wird: Wer ein Thema beginnt und dieses später nicht wieder aufgreift, verärgert damit den Leser. Das ist wie ein Tennisspieler, der den Ball nimmt, zum Netz geht und dann keinen Aufschlag macht.
- Ironie ist nur schwer zu erkennen, deshalb meiden: Ironie wird selten verstanden, siehe nur die Artikel vom Postilion. Meistens führt Ironie beim geschriebenen Text zu Missverständnissen.
- Der gute Text ist voll von Sinneseindrücken und von Menschen: Uns interessiert nur das, was von anderen Menschen kommt und wir uns auch vorstellen können. Deswegen erzählen Journalisten gerne über Menschen und was ihnen passiert ist und weniger über allgemeine Fakten.
- Lehren, aber unterhalten: Wenn wir Menschen unbedingt Wissen aufdrängen müssen, dann sollte es sie wenigstens gut unterhalten. Andernfalls wirkt das einfach nur sehr belehrend.
- Rhythmus: Vor allem die Satzlänge sollte beim Texten variieren. Mal kurz. Mal lang. Und dann kann man gegebenfalls sogar einen sehr langen Satz dranghängen. Der Vorteil: Das macht einen Text erfrischend und lebendig.
- Keine Füll- und Flickwörter: Zum Beispiel: meinetwegen, des Öfteren, anscheinend, schließlich, natürlich etc.
- Linear oder zirkulativ schreiben: Es gibt Geschichten, die beginnen bei A und enden bei Z (linear). Und andere Geschichten kommen danach auf A wieder zurück (zirkulativ). Und dann gibt es noch schlechte Texte, die bei C beginnen und irgendwo enden.
- Unnötige perspektivische Beschreibungen: Warum schreiben viele Autoren immer noch: „In der Ferne sah er die Vögel am Himmel. Er hörte einen lauten Donnerschlag …“ Besser wäre doch: „In der Ferne flatterten die Vögel am Himmel. Ein Donner zerriss die Stille.“ Warum muss man alles Geschehene nur die Perspektive eines Menschen drücken?
- Worte haben Bedeutungen: Nicht nur Sätze, sondern auch Worte haben Bedeutungen. Es macht einen Unterschied, ob ich sage: „Es ist egal, was Du …“ oder „Es ist gleich, was Du …“ schreibe. Deshalb schreibt man auch nicht: „Dieser Mann ist kein Arsch.“ Denn dann bleibt „Arsch“ im Raum stehen, auch wenn wir es nicht so meinen.
- Dazulernen und sich kritisieren lassen: Wichtigster Punkt für gute Texte.
Gute Texte? Oder von Google lernen
Wer sich mit Suchmaschinenoptimierung beschäftigt, erfährt relativ schnell, dass Google die Webseiten und Texte versucht, wie ein Mensch zu lesen und zu interpretieren. D.h. Google entscheidet, ob ein Mensch den Text gut finden und weiterlesen oder abbrechen würde. Genauso kritisch sollten wir unsere Texte hinterfragen. Wird der Leser meinen Text gut und interessant finden und somit weiterlesen? Oder findet er ihn zu sachlich? Zu langweilig? Oder ist der Text schwer verständlich?
Gerade Autoren sind oft der Meinung, dass der Leser sich auf den Textstil des Autoren einlassen muss – egal, wie sperrig dieser manchmal ist. Journalisten versuchen dagegen so zu schreiben, dass sie den Leser fesseln und dieser den Artikel bis zum Ende liest. Aber ganz egal, aus welchem Grund wir Texte schreiben, wir sollten immer daran denken: Wir schreiben für Menschen. Unsere Texte sind somit eine Dienstleistung. Und diese sollte deshalb immer zur vollsten Zufriedenheit des Kunden ausfallen.
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